Unser Namensgeber Ludwig Windthorst
Ludwig-Windthorst war der wichtigste innenpolitische Gegenspieler des Reichskanzlers Otto von Bismarck. Über alle Parteigrenzen hinweg galt er als der bedeutendste Parlamentarier seiner Zeit. Er hat die Wahrung der Menschen- und Minderheitenrechte gegen preußische Machtpolitik verteidigt, insbesondere die Religionsfreiheit der Katholiken während des sog. Kulturkampfes. Zugleich hat er als Repräsentant der Zentrumspartei die Eigenständigkeit der Politik gegen kirchliche Bevormundung behauptet.
Als Abgeordneter des Wahlkreises Meppen ist er noch heute ein Vorbild für viele Menschen, die sich politisch, gesellschaftlich und kirchlich im Emsland, im Raum Osnabrück und darüber hinaus engagieren und sich dabei von den Prinzipien der christlichen Soziallehre leiten lassen.
Kurzbiografie:
17. 1. 1812 | Ludwig Windthorst wird in Ostercappeln bei Osnabrück geboren |
1822-1830 | Besuch des Gymnasiums Carolinum in Osnabrück |
1830-1834 | Jurastudium in Göttingen und Heidelberg; 1. Staatsexamen |
1834-1836 | Assessor in Osnabrück; zweites Anwaltsexamen; Dr. jur. |
1836 | Niederlassung als selbstständiger Anwalt in Osnabrück |
29. 5. 1838 | Eheschließung mit Julie Engelen auf Gut Oedingberge bei Glandorf |
1842 | Bestellung zum Vorsitzenden Rat des Katholischen Konsistoriums in Osnabrück. Die Behörde vertrat die staatlichen Rechte gegenüber der Kirche im Bistum Osnabrück. |
1843 | Syndikus der Osnabrücker Ritterschaft |
1848 | Richter im Kriminalsenat des Oberappellationsgerichts in Celle, dem höchsten Gerichtshof des Königreichs Hannover. |
1848 | Erfolglose Kandidatur zur Frankfurter Nationalversammlung |
1849 | Wahl zum Abgeordneten der 2. Kammer der allgemeinen Ständeversammlung des Königreichs Hannover. W. vertritt den Wahlkreis Bad Iburg. |
1851 | Wahl zum Präsidenten der 2. Kammer |
1851-1853 | Justizminister des Königreichs Hannover. Zum ersten Mal erhält ein Katholik ein Ministeramt. |
1854-1857 | wieder Abgeordneter der 2. Kammer |
1857 | Mitwirkung bei der Wiederdotation des Bistums Osnabrück |
1857-1862 | wieder Anwalt in Osnabrück |
1862-1865 | Erneute Berufung zum Justizminister |
1866 | Kronoberanwalt am Oberappellationsgericht in Celle. |
1867 | Nach der Eroberung des Königreichs Hannover durch Preußen Entlassung aus dem Justizdienst und Pensionierung. |
1867 | Wahl zum Abgeordneten des Parlaments des norddeutschen Bundes im Wahlkreis Meppen, Aschendorf und Hümmling. |
1868 | Windthorst vertritt die Welfenfamilie im Streit gegen Preußen um die Rückgabe des konfiszierten Privatbesitzes des Königshauses. |
1871 | Wahl zum Abgeordneten des Deutschen Reichstags im Wahlkreis Meppen, Lingen und Bentheim |
1871 | Gründung der Zentrumspartei; Windthorst steigt schnell zum unumstrittenen Führer der Partei auf, auch wenn er nicht den Vorsitz innehat. |
1871-1887 | Kulturkampf. Er beginnt mit Erlass des „Kanzelparagraphen“. |
1872 | Jesuitengesetz (Auflösung vieler Orden) |
1873 | „Maigesetze“: Der preußische Landtag unterstellt das kirchliche Leben ganz der staatlichen Regelung – Maßnahmen gegen Bischöfe und Priester. |
1875 | Sperrgeldgesetz – staatliche Leistungen an die katholische Kirche werden eingestellt. |
1878 | W. streitet mit Papst Leo XIII. über den politischen Weg zur Aufhebung der antikirchlichen Gesetze |
1878 | Windthorst stimmt mit den Sozialdemokraten gegen das Sozialistengesetz |
Ab 1880 | Allmählicher Abbau der Maigesetze |
1886/1887 | „Friedensgesetze“ zur Beendigung des Kulturkampfes |
1887 | „Septennatsstreit“. Bismarcks Forderung, den Heeresetat auf 7 Jahre festzulegen, wird vom Vatikan aus kirchenpolitischen Gründen unterstützt. Der Papst drängt das Zentrum, der Vorlage zuzustimmen, das aufgrund der Fraktionsstärke eine Schlüsselstellung innehat. Windthorst und das Zentrum widersetzen sich, weil das Budgetrecht des Parlaments eingeschränkt und die Bevölkerung finanziell zu stark belastet wird. |
6.2.1887 | Rede in Köln: Windthorst unterstreicht die Unabhängigkeit des Zentrums vom Papst und betont die Unterscheidung zwischen kirchlichen Belangen und politischer Sachgerechtigkeit. |
1890 | Windthorst und Franz Hitze gründen den Volksverein für das katholische Deutschland. |
14.3.1891 | Windthorst stirbt in Berlin an einer Lungenentzündung. |
Quelle: Ludwig-Windthorst-Stiftung Lingen (Ems), www.ludwig-windthorst-stiftung.de